Montag, 17. Oktober 2016

Der Rückzug ist nichts für Feiglinge. Ein Retreat-Tagebuch.



Aufzeichnungen von einem Einzel-Retreat im Buddhistischen Zentrum in Möhra 



Sonntag Abend. 20 Uhr:

Ankunft in der Hütte am Waldrand. Keiner hier, außer mir. Nebenan im Meditationszentrum ebenfalls gähnende Leere. Das Abendessen ist vorbei. Ein beruhigender Gedanke, dass wenigstens während der Mahlzeiten Gesellschaft möglich ist. Der vorerst letzte Anruf zu Hause, dann bei meiner Mutter. Ihre Abschiedsworte sitzen: "Wie lange bist Du nicht zu erreichen? Fast eine Woche! Ach, deine arme Tochter!" 

Eben fühlte ich mich noch einigermaßen gut geerdet, jetzt bringt mich ein leiser Zweifel ins Wanken. Bin ich keine gute Mutter, wenn ich eigenen Bedürfnissen folge? Interessant, wie fragil unsere Geisteszustände sind. Im Alltag sind wir oft zu schnell, um zu bemerken, wie plötzlich unsere Stimmung umschlägt. Und selbst wenn es uns auffällt, dann halten wir diese Schwankungen auch noch für völlig normal. 

Hier fällt mir auf, wie viel ich dafür tun kann, dass andere stabil sind. Wie wichtig es ist, die eigenen Worte mitfühlend zu wählen. Wie oft sagen wir Dinge, die wir zwar nicht so meinen, die unserem Gegenüber aber trotzdem den Boden unter den Füßen wegziehen?





Montag Morgen. 7 Uhr:

Stille kann extrem laut sein. Auf meinem Meditationskissen wandere ich zu allem, was leise lärmt - dem Rascheln der Bäume, dem Rauschen des Windes, einem Traktor in weiter Ferne, Kühen, Vogelgezwitscher. Jedes Geräusch bekommt einen Stempel mit einem Namen. Der Geist bastelt sich die äußere Welt im Inneren, konstruiert Farben und Formen aus bereits Bekanntem und somit Abgespeicherten. 

Unterdessen sitze ich und versuche, immer wieder zum Atem zurückzukommen. Doch es ist absolut unmöglich, auf Knopfdruck vom Tun ins Sein zu wechseln. Meine innere Unruhe ist zu groß. Ich habe das Bedürfnis, tausend Dinge zu erledigen zu müssen. Dabei ist eines sicher: Hier gibt es definitiv nichts für mich zu tun, außer mich meinen Gewohnheiten zu stellen. Nur darum bin ich hier. Aber meine Muster haben mich fest im Griff. Obwohl ich nicht spreche, beschummele ich mich selbst mit dem Checken von eMails und Facebook. Einige Posts gehen mir auf die Nerven. Aber wenn es uns doch ärgert, warum setzen wir uns Angeboten wie sozialen Medien oder Fernsehen dann überhaupt aus? 

Die kleine innere Anspannung bleibt den ganzen Tag, mich fröstelt, um 20 Uhr liege ich mit drei Decken und einer Strickjacke über dem Pyjama im Bett. 





Dienstag, 10 Uhr:

Vier bis fünf Stunden tägliches Sitzen fühlen sich immer selbstverständlicher an. Ja, ich würde sogar sagen: irgendwie vertraut. Die Unruhe ist einem neutralen Gefühl gewichen. Es gibt weder gut, noch schlecht - nur den Wunsch weiter zu beobachten, ohne gleich jedem Impuls nach Ablenkung wie ferngesteuert zu folgen. Die Momente des Austausches mit anderen sind selten, aber intensiv. Niemand hat das Bedürfnis nach Smalltalk. Das Schweigen entlastet und verbindet uns in den Augenblicken, in denen es nichts zu sagen gibt. 


Mittwoch, 12.30: 

Nach dem Mittagessen trudeln die ersten Teilnehmer des nächsten Seminars im Zentrum ein. Das muntere Plappern fühlt sich gerade etwas fremd an. Ich mache einen Waldspaziergang, nehme zur Kenntnis, dass der Wunsch, meinen eigenen Dämonen "Hallo" zu sagen verbunden ist mit großer Durchlässig- und Dünnhäutigkeit. Ich erinnere mich an ein Zitat des buddhistischen Lehrers Trungpa Rinpoche: "Komm begleite mich ein Stück in meiner Traurigkeit!"

Plötzlich schmerzt es zu sehen, wie wir alle uns immer wieder davonstehlen, wenn die Erfahrung zu intensiv wird. Dann ballern wir uns zu mit Zerstreuung - mit einem Spaziergang, Gesprächen, Büchern, neuen, großartigen Ideen für unsere Zukunft, mit Kino oder dem Internet. Und das alles nur, um eines zu überdecken: das Gefühl, dass wir nichts, aber auch gar nichts in unserem Leben im Griff haben.

Auf einer Bank mit dem Blick übers Tal gebe ich dem Bodenlosen Raum - ohne dabei (im Selbstmitleid) zu versacken. Für einen Moment gebe ich auf, ein winziger Augenblick in dem ich sehe, dass all der Kampf um Kontrolle ins Leere laufen muss. Für den Bruchteil einer Sekunde entspanne ich mich und übe Vertrauen ins Ungewisse. Dann ist der kostbare Moment schon wieder vorbei, und die Erfahrung nur noch Erinnerung. 


Donnerstag, letzter Tag des Einzel-Retreats:

Der friedliche Zustand wirkt nach, obwohl ich mit den Gedanken längst wieder beim kommenden Alltäglichen bin. Aufgeben und entspannen - als Konzept ist es nichts, als Erfahrung alles. Ich sehe, dass die Tür zum Sein so lange verschlossen bleibt, wie wir versuchen, sie mit viel Tun und großer Kraftanstrengung zu öffnen. Ich weiß auch, dass ich mich noch viel zu sehr anstrenge. Trotzdem bin ich glücklich. Mit jeder echten Erfahrung fern von Ablenkung wächst das Vertrauen. Ich bleibe dran, ohne Druck aber mit Disziplin. 

Montag, 10. Oktober 2016

Warum ich auf die Idee kam, ein Yogastudio zu eröffnen...



Liebe Yogafreunde,

danke, dass Ihr so zahlreich auf der Mandala-Geburtstagsfeier erschienen seid! Hier sind ein paar der schönen Fotos. Lieber Hans Erdinger, vielen Dank! Mehr Bilder findet Ihr auf unserer Mandala-Seite http://mandala-yoga-fuerstenwalde.de/galerie/index.html

Wenn Ihr nicht dabei sein konntet, aber wissen möchtet, wie ich auf die Idee kam, ausgerechnet ein Yogastudio aufzumachen, dann könnt Ihr hier die kleine Ansprache nachlesen. 

Warum gibt es Mandala Yoga? Vielleicht sind Euch im Studio die wundervollen Fotos von meiner langjährigen Freundin Katalin Erdinger aufgefallen. Für solche Bilder braucht es Geduld und die Bereitschaft, genau hinzuschauen, statt schnell und automatisiert auf den Auslöser zu drücken. Katalin hat sich dafür entschieden, als Fotografin unabhängig zu sein. Nicht auf Masse zu produzieren, sondern mit offenem Geist auf den einen Moment zu warten, der für sie dieses Foto von anderen Bildern abhebt.



Unabhängigkeit bedeutet für jeden etwas anderes. Und ich kann für mich sagen, dass ich den Begriff vor ein paar Jahren noch vollkommen anders definiert habe als heute.

Mit 20-30 ist Unabhängigkeit, alles anders zu machen als die Eltern, möglichst wenig zu tun, nur weil man es eben so macht. Damals habe ich definitiv den Rausch mit Freiheit verwechselt.

Wir sind Fallschirm gesprungen – und in dem Moment als die Tür aufging und der Pilot sein „Go, go, go!“ brüllte, fühlte ich mich ziemlich frei. Aber um ganz ehrlich zu sein, ich war gar nicht cool. Ich hatte immer heimlich Angst um mein Leben, das sich mit Mitte 20 anfühlte, als würde es - zumindest ohne einen folgenschweren Absturz - noch ewig dauern.

Zum Glück waren zumindest bislang nur ein paar kleinere Abstürze auf der Suche nach der Freiheit eingepreist. Und jeder, der nicht immer gleich nach dem ersten Glas Wein ins Bett geht, weiß, dass sich Grenzenlosigkeit bis zu einem bestimmten Moment sehr gut anfühlt. Dann kommt der Augenblick, wo es kippt – bis der Kater kläglich und gar nicht mehr heldenhaft mauzt.

Dann gab es auch noch die Idee von der Freiheit durch den richtigen Beruf, das nötige Kleingeld und den passenden Partner. Irgendwann ist das alles da – aber warum fühlen wir uns trotzdem nicht frei?


Auf der Yogamatte hörte das Gemurmel im Kopf schlagartig auf. 
Kein ständiges Bewerten der Situation, kein Abgleichen mit Erfahrungen von irgendwann, keine Selbstkritik. Nur die Konzentration auf den Atem. Und die Erkenntnis: Ich muss nicht alles wissen, ich muss auch nicht perfekt sein. Ich bin o.k. – und die anderen sind es auch.

Für mich ist Freiheit heute nicht Rausch, sondern Ruhe. Eine Stille, die nicht behäbig, nicht träge ist, sondern ganz klar. Kein Hype (Yoga ist kein Wundermittel, sondern Arbeit). Keine Illusion (Wer Ferrari fahren muss, sollte nicht Yogalehrer werden…). Es geht um den Moment. Jetzt! Nicht irgendwann! Wegen dieser Klarheit und dem Wunsch, dass es anderen ähnlich gehen möge, gibt es jetzt seit fast fünfeinhalb Jahren Mandala Yoga in Fürstenwalde.  

Ein bisschen Statistik: Zu Beginn habe ich zwischen 80 und 100 Yogastunden pro Monat verkauft. Es gab gut 40 regelmäßig praktizierende Yogis und Yoginis. Manchmal kamen zwei Schüler in die Kurse, manchmal gar keiner. Dann habe ich die Tür geschlossen und Yoga geübt. Ich habe meinen Frust akzeptiert und die Angst, dass Mandala Yoga vielleicht doch ein Fehler gewesen sein könnte.

Heute zählt Mandala Yoga rund 280 Teilnahmen im Monat, es gibt knapp 200 regelmäßig übende Schüler. An manchen Abenden ist der Raum mit 23 Gästen brechend voll. 

Yoga ist der Anfang, sozusagen eine gute Ausrüstung für unsere Reise in die Freiheit. Ist unser Körper erst einmal vorbereitet, beginnt die eigentliche Arbeit mit dem Geist. Lassen wir uns von den Gedanken wegtragen oder bleiben wir hier? Sehen wir, was wirklich ist oder bewerten wir aus Erlerntem, Konditionierungen und alten abgespeicherten Erfahrungen? 
In der Neurobiologie hat man herausgefunden, dass wir innerhalb von drei Sekunden einen Menschen beurteilen nach freundlich oder unsympathisch. Drei Sekunden? Da wird schnell klar, dass wir nur abrufen, gar nicht wirklich sehen können - unser Geist setzt die fehlenden Elemente einfach eigenmächtig dazu. 

Jede Situation ist neu – wir haben also täglich die Chance zu üben. Nicht nur auf der Matte. So bleiben wir alle immer Schüler, egal, wie perfekt unser Körper die Asanas ausführen kann.

Viktor Frankl, Psychiater und Überlebender des Holocaust, beschreibt das so: „Zwischen Stimulus, Reiz, und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum ist unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen.“

Und ich möchte hinzufügen: Meinem eigenen, ausgefuchsten Geist nicht auf den Leim zu gehen: Das macht mich wirklich frei!


Dienstag, 13. September 2016

4. bis 5. Juli 17: Schiffs-Tour mit Yoga & Meditation. Ziel: Berlin!


  

Unruhe, Stress, Ärger: In der Regel fließt unser Alltag viel zu selten entspannt dahin. Zum Glück braucht es zum Auftanken keine vier Wochen Jahresurlaub. Unsere zweitägige Yoga-Clubschiff-Tour nach Berlin hat alles, was nötig ist, um aus unseren großen Wellen eine ruhige See zu machen. Dabei ist es egal, ob Sie Yoga-Erfahrung haben oder nicht. Hier haben Sie die Gelegenheit herauszufinden, wie gut es sich anfühlt, wieder zu Hause im eigenen Körper zu sein.

Einmal pro Tag gehen wir für eine 1½-stündige Bewegungseinheit von Bord und üben an idyllisch abgelegenen Strandplätzen. Beate Willer vom Mandala-Yoga-Studio in Fürstenwalde holt Sie genau da ab, wo Sie sich gerade befinden. Die erfahrene Lehrerin gibt individuelle Tipps und Hilfestellung bei körperlichen Einschränkungen. Nach dem kräftigenden und zugleich entspannenden Yoga ist es Zeit für eine kurze Meditation - damit Körper und Geist noch mehr im Gleichklang schwingen. Auf dem Clubschiff werden wir den ganzen Tag mit wohlschmeckenden vegetarischen Gerichten und leichten Getränken verköstigt. Unterwegs haben Sie die freie Wahl, die herrliche Landschaft zu genießen, einfach nur in Ruhe zu sein oder Ihre Zeit mit inspirierenden Gesprächen an Bord zu verbringen - je nachdem, wonach Ihnen gerade der Sinn steht.

Wer sich für unsere regionalen Gewässer, Schleusen, Schiffe und Knotenkunde interessiert, tauscht sich mit unserem freundlichen Skipper aus oder legt beim An- und Ablegen des Clubschiffes Hand an. Sie haben Berlin noch nie vom Wasser aus gesehen? Dann wird es höchste Zeit für dieses unbeschreibliche Erlebnis!

Den relaxten ersten Tag rundet ein gemeinsames Abendessen ab. Wir übernachten im Hotel und machen uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf die Rückreise. Auch der zweite Tag auf dem Clubschiff bringt Sie mehr in Ihre Mitte. Die erfrischende Yoga-Einheit weckt die Muskulatur und bringt Ruhe in den Geist. Danach entspannen Sie auf Deck mit einem guten Buch oder Ihrer Lieblingsmusik auf den Ohren.

Voraussetzung: aufgeschlossene, interessierte Menschen mit dem Wunsch nach Entspannung und ruhiger, den eigenen körperlichen Voraussetzungen angepasster Bewegung

Zeit: Dienstag, 4.7.17, 9 Uhr – Mittwoch, 5.7.17, 18 Uhr 

Inhalt: zweitägige Clubschiff-Tour (Scharmützelsee - Berlin-Scharmützelsee), Yoga für alle (Anfänger und Fortgeschrittene) sowie individuelle Tipps, Vollverpflegung, Übernachtung

Preis: ab 390 Euro (Der Frühbucher-Rabatt gilt bis einschließlich 15. April 2017. Danach kostet die Yoga-Boots-Tour 420 Euro.)

Infos und Anmeldung: info@mandalayoga.de oder tel. 0173-737 55 62

Montag, 12. September 2016

Insel-Retreat auf La Gomera


Eine Woche achtsames Yoga & Meditation

Termin: 13.-20.5.2017







Die Definition von Retreat ist: sich vom Alltag zurück zu ziehen. Im alten Tibet ging es mit Nesseltee und Tsampa in die Höhle. Wir erlauben uns heute mehr Komfort und Schönheit. Für ihre Retreatwoche nehmen Wolfgang Riedl und Beate Willer ihre Teilnehmer mit in ein herrliches Yogacenter auf der Kanareninsel La Gomera. 

Allein der Weg hin ist schon eine Pilgerreise, getreu dem alten tibetischen Sprichwort: Die Pilgerreise beginnt mit dem ersten Schritt vor die Haustür.
Wir laden Dich ein, auf der wildromantischen Inseln La Gomera Abstand zwischen Dich und deinen Alltag zu bringen. 

Morgens praktizieren wir dynamisches Yoga und am Abend Yin-Yoga und Meditation. Der Yoga und die Meditation sind für alle Level geeignet. Dazu kommt die Unterstützung von zwei Lehrern, die individuell auf deine Bedürfnisse eingehen.

Über den Tag gibt es genügend Zeit, deine Form des Rückzugs zu zelebrieren. Entweder Du erkundest den Märchenwald, das Tal der Könige Valle Gran Rey oder Du bleibst im Retreatcenter und verbringst die Zeit dort in Stille oder im Austausch mit anderen. Deine Wahl! 

Datum: 13. - 20. Mai 2017

Seminarbeginn: 13. Mai 2017, 19:00 Uhr, mit dem Abendessen, und 20:30 Uhr Yoga

Seminarende: 20. Mai 2017, um 11 Uhr, nach dem Frühstück

Anreise in Eigenregie

Seminarpreis: 400€

Zimmerpreise pro Person incl VP:
Zimmer/Reihenhaus 30-40m²; mit eigenem Bad
 doppelt belegt 82,00€

 einzeln belegt 102,00€

 dreifach belegt 75,00€

Zimmer/Reihenhaus 20 m²; mit eigenem Bad
 doppelt belegt 75,00 €

 einzeln belegt 92,00 €

Reihenhaus mit zwei separaten Zimmern (Bad im Flur – genutzt von 2 Zimmern)
 Zimmer 14m²; (Bergseite) 75,00 €

 Zimmer 21m²; (Meer-/Gartenseite) 83,00 € - doppelt belegt: 75,00 €

Empfohlene Airlines:
Easy Jet, Air Berlin, Norwegian Airline 

Schaut, dass Ihr spätestens am Nachmittag auf Teneriffa Süd landet, damit ihr rechtzeitig die Fähre nach La Gomera nehmen könnt.

Am leichtesten vom Flughafen zum Fahrhafen Los Christianos mit einem Taxi (Preis: ca. 25 Euro).

Teilt uns mit, welchen Flug Ihr gebucht habt, dann können wir Euch miteinander verbinden, das macht das Taxi günstiger.

Die Fähre kostet zwischen 25 -38€ und ist vor Ort am Fährhafen ganz leicht zu buchen.

Weitere Kosten: 5€ pro Fahrt mit dem Boot vom Hafen auf La Gomera bis zur Finca El Cabrito.

Anmeldung: Mandala Yoga, Beate Willer, Tel. 0173-737 55 62,http://info@mandalayoga.de 

Montag, 22. August 2016

Ein Tänzchen mit Kranichen, Schildkröten und Tief-Atmern


5 (1/4) Jahre Mandala Yoga

Das darf gefeiert werden!


Ihr fliegt im Kranich, dehnt Euch in der Schildkröte, lotet Eure Balance im Handstand aus: Allen Mandala-Schülern gilt mein Dank! Ohne Euer Vertrauen und Eure Disziplin gäbe es unser Yogastudio in Fürstenwalde nicht! 

Deshalb fühlt Euch herzlich eingeladen zur kleinen, feinen Geburtstagsparty am

Mittwoch, den 21. September 2016, ab 19 Uhr.

Programm:
Ausstellung mit Fotos von Katalin Ziegler (Berliner Zeitung) & Disco mit DJane Mia Grobelny.

Seid so freundlich (und erleichtert mir die Planung), in dem Ihr Euch bis einschließlich 14.9. in die Studioliste eintragt oder eine Mail/SMS schreibt, wenn Ihr dabei sein wollt.

Und: Ich habe einen winzigen Wunsch zum Mandala-Geburtstag. Bitte stellt eine leckere Kleinigkeit aufs Buffet… Auch dafür gibt es eine Spalte auf der Anmeldeliste. Für Kaltgetränke wird gesorgt!
                    

          NAMASTÈ

Sonntag, 14. August 2016

Darum besuche ich Retreats




Warum in die Ferne schweifen? Meditation und Yoga sind doch was für Zuhause! Ja, klar. Aber Daheim warten neben meiner Praxis auch noch unzählige andere alltägliche Aufgaben auf mich. Kind versorgen, Küche aufräumen, Wäsche waschen – die Liste kann jeder für sich unendlich fortsetzen. Interessanterweise wusste schon Buddha vor 2500 Jahren, dass es fürs tiefe Einlassen auf einen Weg Auszeiten vom Alltag braucht. Der Erleuchtete empfahl seinen Schülern, sich regelmäßig zurückzuziehen. Askese muss nicht bedeuten, allem Weltlichen abzuschwören, Freunde und Familie zu verlassen und als Mönch oder Nonne ins Kloster zu gehen.

 „Retreat“ bedeutet Rückzug, Einkehr. Für mich gibt es kaum eine intensivere Zeit. Während ich Zuhause permanent Entschuldigungen finde, warum ich gerade nicht üben kann, erkenne ich im Retreat schmerzhaft, wie es wirklich ist. Hier, befreit von allen weiteren Verpflichtungen, quäle ich mich in den ersten Tagen durch meine Praxis. Das Gefühl von Widerstand wechselt sich ab mit Gedanken-Sturzbächen und enormer Schläfrigkeit. Mein durchtriebener Affen-Geist springt von Ast zu Ast, versucht alles, um mich daran zu hindern, in die achtsame Stille zu kommen. Es ist beruhigend zu hören, dass auch erfahreneren Meditierenden die bleierne Müdigkeit zu Beginn eines Retreats vertraut ist – und dass auch sie zunächst einfach mal ausschlafen!

Aber ist diese Hürde erst einmal genommen, beginnt eine Reise, die kostbarer ist als jeder Weltumrundung auf einem Luxusdampfer. Im geschützten Umfeld des Retreats ist jeder falsche Ehrgeiz überflüssig. Ich habe die Zeit, in meinen Körper hinein zu fühlen. Im Rückzug artikuliert er deutlicher als im Alltag, welche Yoga-Übungen wirklich hilfreich sind und welche nur das Ego füttern. Und wer immer noch denkt, Meditation wäre pure Entspannung, der wird spätestens in der Einkehr eines Besseren belehrt. Ich sitze da, sehe Gedanken und Gefühle und bin immer wieder unangenehm berührt, weil sich mein schön zurecht gezimmertes Selbstbild kein bisschen mit so manchem ärgerlichen, garstigen oder stolzen Gedanken vereinbaren lässt. Mein einziger Job auf dem Sitzkissen: immer wieder zurück zum Atem. So gebe ich dem wilden Affen-Geist eine Aufgabe, statt mich von ihm herumkommandieren zu lassen. In der Stille erobere ich mir nach und nach die Erdung und den Gleichmut zurück, die ich für meine Mitte so dringend brauche. (Es versteht sich von selbst, dass weder Telefon noch Internet diesen Weg unterstützen.)

Egal, ob das Retreat drei, sieben oder zehn Tage dauert. Ich fühle mich immer erfrischt und mit Energie und Ruhe betankt. Keine Minute des Rückzugs ist überflüssig. Denn sie öffnet genau die inneren Räume, die sich schließen, wenn wir gestresst und überfordert sind. Für mich ist die Stille essentiell in unserem manchmal lauten und immer herrlich bunten Leben.

Sehnt Ihr Euch nach einem nährenden Rückzug? Vom 13. Bis 20. Mai 2017 bieten Wolfgang und Beate ein Yin&Yang-Yogaretreat auf der herrlichen Kanareninsel La Gomera an. 




Montag, 13. Juni 2016

Was Smartphones & Stiernacken miteinander zu tun haben

Liebe Yogafreunde, 

der Andrang auf unsere letzte Yogatherapie-Klasse hat es bewiesen: Der Schulter-Nackenbereich ist ein großes, oft schmerzhaftes Thema. Bisher haben wir die Computerarbeit als Schuldigen angeprangert. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sich unsere abgeknickte Kopfhaltung beim Lesen auf dem Smartphone nicht weniger verheerend auf die Halswirbelsäule auswirkt. 

Mag sein, dass die Patienten des New Yorker Wirbelsäulen-Chirurgen Kenneth Hansraj allesamt Investmentbanker im 24-Stunden-Dauerbetrieb sind. Mag sein, dass wir nicht auf durchschnittlich 700 bis 1400 Stunden Smartphone-Checken im Jahr kommen. Aber überprüft doch nur mal zum Spaß einen Tag lang, wie oft Euer Kopf in dieser Sache nach unten abknickt…!

Ganz nebenbei belasten wir damit nicht nur den fragilen Bereich zwischen Rumpf und Kopf. Wir geben unserem Nervensystem auch ein deutlich negatives Signal. Die schlechte Körperhaltung wirkt sich auf unsere Hirnaktivitäten aus. Viele diagnostizierte Missstimmungen und Depressionen stehen laut einer Forschungsgruppe aus Auckland direkt mit Smartphone-Benutzung in Zusammenhang.

Aber zurück zu unserer Körperhaltung: Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass wir evolutionär auf dem besten Wege zum Stiernacken sind. Denn unsere Körper sind extrem anpassungsfähig. 

Bevor es soweit ist, wird es in den modernsten Fitnessstudios Trainingsgeräte für eine ausgeprägt-haltende Halsmuskulatur geben. Auf die kiloschweren Kopfnicker reagiert der Körper zwar erstmal mit Verkrampfungen und eventuell auch dem Verlust der einen oder anderen Bandscheibe. (Dehnung wird ohnehin überbewertet ;-) 

Aber irgendwann gestaltet sich die menschliche Spezies mehr und mehr um, passt sich den neuen Gegebenheiten an: Die Knochen der Wirbelsäule werden mitwachsen, weil uns die Bänder im Halsbereich immer schwerer nach unten ziehen. 

Und wie es „Süddeutsche Zeitung“ so schön im Tierreich recherchiert hat:  „Vorbild ist das Bison. Der Widerrist genannte Wirbelfortsatz, der den mächtigen Kopf hält, kann 50 Zentimeter lang werden. Der Begriff Stiernacken hätte dann beim Menschen endlich eine anatomische Entsprechung.“

Wir bei Mandala Yoga finden das derzeitige menschliche Kopf- und Nackenmaß eigentlich ziemlich perfekt – und praktizieren weiter mit einem ausgewogenen Maß an Kraft, Länge und Entspannung: 

Unsere nächste Yogatherapie-Klasse zum Thema Kopf, Hals & Nacken findet statt am Mittwoch, den 27. Juli 2016 (19 Uhr). 

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Weitere Zusatzklassen bei uns:

Schwangeren-Yoga, mittwochs, 15-16 Uhr (bis 27.7.16) ​

Sonntags-Yoga beim Parkfest Fürstenwalde, So., 26.6., 11-12 Uhr, 

Wir suchen noch Teilnehmer für diese kurzweilige und kostenlose Open-Air-Klasse! 

Yogitunes - Yoga zur Playlist, Mittwoch, 29.6.16, 19 Uhr
Yoga relaxt - Restoratives Yoga zum Abschalten und Auftanken, Mi., 20.7., 19 Uhr​

Herzliche Grüße & bis die Tage!

Beate 

Mandala Yoga
Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 58
15517 Fürstenwalde

www.mandala-yoga-fuerstenwalde.de

Dienstag, 24. Mai 2016

Unser Yoga-Retreat auf Bali 2016 - von Göttern und Geschenken

Liebe Yogafreunde!

Zwanzig wundervoll inspirierende Tage liegen hinter mir. Bali hat sich von seiner schönsten Seite gezeigt. Die Freundlichkeit der Inselbewohner, ihre Demut und Offenheit haben mich tief berührt. Ihr Leben ist geprägt vom tiefen Respekt vor dem Größeren. Jeder einzelne Tag der "Bali-Hindus" beginnt mit einem Geschenk an die Götter. Selbst die ärmsten Familien schmücken einen kleinen Hausaltar, frische Opfer-Körbchen finden sich vor Tankstellen, Shops und jedem anderen Hauseingang. 



Zum ersten Mal durfte ich teilhaben an Ritualen, die in anderen Religionen nur den Eingeweihten vorbehalten sind. Wir bastelten Opferschalen aus Bambusblättern, erlebten wie die Götter besänftigt wurden (Wasser-Segnung) und ein Priester die Energiekanäle öffnete (Chakra-Heilung). Und ganz egal, ob wir daran glauben oder nicht. Unser Herz wäre aus Stein, wenn es nicht aufgehen würde angesichts von so viel Vertrauen und Hingabe.

Es ist weder Zufall noch Sozialromantik, dass wir ausgerechnet in den Wohlstands-fernsten Regionen so vielen Menschen begegnen, die sich ihrem Leben voller Akzeptanz zuwenden, und nicht permanent missmutig nach dem schielen, was ihnen vermeintlich fehlt. 

Und doch gibt es dort so vieles, was dringend nötig wäre: darunter Zugang zu frischem Trinkwasser für alle, eine geregelte Müllabfuhr und das in allen Teilen der Bevölkerung geschärfte Bewusstsein für den Schutz der Umwelt. 

Wir wurden von dieser Insel so großzügig beschenkt mit allem, was uns half, erholt, kraftvoll und inspiriert zurück in die Heimat zu fliegen. Der Wunsch, voller Dankbarkeit etwas zurückzugeben, wuchs mit jedem Tag. Wenige Stunden vor unserem Abflug haben Wolfgang und ich dann zufällig den Platz gefunden, wo das möglich ist. Das traumhaft schöne und gemütliche Ressort im Norden der Insel ist nicht nur der perfekte Ort für unser nächstes Yoga-Retreat. Die Anlage wird von zwei Deutschen geleitet, die sich seit vielen Jahren für Bildung und Umweltschutz engagieren. So finanzieren sie den Unterricht an einer Schule in ihrer Nachbarschaft, um den Gedanken von Nachhaltigkeit und Wertschätzung der Ressourcen schon in den Kindern der Ärmsten zu verankern. 

Während unseres nächsten Yoga-Retreats auf Bali werden wir diese Schule besuchen und unseren kleinen, aber hilfreichen Beitrag zum Erhalt der Insel der Götter leisten. Im Moment schwanken Wolfgang und ich, ob wir tatsächlich wie ursprünglich geplant noch zwei Jahre bis zum nächsten Yoga-Retreat auf Bali warten wollen. Sehr wahrscheinlich bieten wir die nächste Bali-Reise bereits im Mai 2017 an. 

Wenn Ihr Interesse habt, dann meldet Euch sehr gerne bei mir. 

Anbei ein paar Eindrücke von unserem Traumplatz im Norden und vom Unterricht.

Eine sonnige, zufriedene Zeit wünscht

Beate





Montag, 11. April 2016

Über Freundschaft


 
Früher war ich sicher: Freundschaft ist immer etwas egoistisch. Man gibt, weil man auch etwas zurückbekommen möchte. Heute weiß ich, das war ein Irrtum. Freundschaft hat andere Qualitäten als die, sich im anderen gespiegelt zu wissen.

Manchmal muss es erst wehtun, damit wir wirklich lernen können. Zum Beispiel dann, wenn eine Herzensverbindung in tausend kleine Stücke zerbricht, weil einer versucht dem anderen seine Ideen von der Welt über zu helfen. Und dabei für einen Moment vergisst, dass jeder von uns seine eigene, sehr persönliche Sicht auf das Leben hat. Meine Wahrheit ist das Ergebnis von Konditionierungen, eigenen  Erfahrungen, individuellen Reflektionen. Sie ist damit also alles andere als „wahr“ im Wortsinne, sondern einfach nur ein möglicher Weg von vielen.  

Mit der Wahrheit verhält es sich ein bisschen so wie mit einem maßgeschneiderten Anzug. Er passt nur uns. Er kleidet keinen anderen und noch schlimmer, er kann sogar verletzen, wenn er dem hineingezwängten Träger die Luft zum Atmen abschnürt.

Mag die Motivation auch noch so gut sein: In dem Moment, wo ich für meine eigene, notwendigerweise eingeschränkte Sicht kämpfe, verschließe ich mein Herz – und bin im entscheidenden Moment blind für die Bedürfnisse meines Gegenüber. Das ist der Augenblick, wo wir nicht sehen, wie das Kostbare vor unseren Augen zerbricht.  

In einer Freundschaft geht es nicht um Gleichheit, sondern eher um einen Gleichklang der Herzen. Der entsteht aus Zuneigung und - nennen wir das Kind ruhig mutig beim Namen - aus Liebe. Nur die abhängige gibt, um etwas zurückzubekommen. Die echte gibt einfach deswegen, weil sie liebt.

 

Montag, 4. April 2016

Tautropfen in einem Spinnennetz - Über Dankbarkeit

Liebe Yogafreunde,

der Urlaub ist schon wieder vorbei, das Kind ist verschnupft, vor der Waschmaschine türmen sich die Wäscheberge. An einem durchschnittlichen Montagmorgen halte ich mich an Belanglosigkeiten auf. Dabei ist es nur ein kleiner Schritt, um aus dem gefühlten Mangel in die Fülle zu wechseln.
Es reicht ein Moment der Dankbarkeit: dafür, dass mich warmherzige Menschen in meinem Urlaub umsorgt haben, dafür, dass es hervorragende Kinderärzte gibt (auch wenn ich sie mit einer Rotznase nicht behellige). Dafür, dass ein kluger Kopf die Waschmaschine erfunden hat, andere sie produzierten und ich nur einen Knopf drücken muss, damit sie jetzt in meiner Küche im Dauerbetrieb rumpelt.
Nichts existiert getrennt voneinander. Wir hätten nichts anzuziehen ohne Menschen, die unsere Kleidung produzieren. Wir hätten nichts zu essen ohne die Bauern, keine Möbel ohne Tischler... Fernöstliche Philosophien benutzen das Bild von Tautropfen in einem Spinnennetz. Jedes winzig-schimmernde Juwel spiegelt sich unentwegt in all den anderen.


 
Und doch fällt es uns so schwer, dankbar zu sein. Kein Wunder, wurden wir doch erzogen im Irrglauben an die Eigenständigkeit des kleinen Ichs. Wer viel hat, gilt viel. Aber ohne den Einsatz der anderen, nutzt uns auch unser Vermögen nichts. Zumindest kann ich persönlich mir nur sehr schwer vorstellen, auf einem abgegriffenen 500-Euro-Schein rum zu kauen. Und ich bezweifle auch, dass er satt macht.
Dankbarkeit macht uns zu glücklicheren, freigiebigeren Menschen. Das bestätigt die Wissenschaft seit längerem. An einer aktuellen Studie einer US-Universität nahmen 43 Probanden teil, alle in Behandlung wegen Ängsten und Depressionen. 22 von ihnen wurden gebeten, innerhalb von drei Wochen mehrere Dankesbriefe an Menschen zu schreiben, die ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite gestanden hatten. Den Teilnehmern wurde freigestellt, die Briefe abzuschicken oder auch nicht. Die andere Gruppe tat unterdessen nichts.
Anschließend bekamen alle Teilnehmer unter dem Hirnscanner eine Aufgabe. Ihnen wurde mitgeteilt, sie bekämen Geld von einem Gönner. Der Spender ließ in einer Videobotschaft ausrichten, die Probanden sollten selber entscheiden, ob sie alles Geld selber behalten oder aus Dankbarkeit einen Teil der Summe an Bedürftige weitergeben wollten.

Die Teilnehmer wussten, dass das nur ein Experiment ist. Allerdings teilten die Forscher ihnen mit, eine dieser Transaktionen würde, zufällig ausgewählt, tatsächlich stattfinden. Für diese Transaktion würden sie also wirklich Geld bekommen – oder weitergeben.

Die Ergebnisse sind spannend:

Je mehr Geld eine Person weggab und je stärker bei ihr die Gefühle von Dankbarkeit waren, umso aktiver waren verschiedene Hirnregionen. Und zwar im Frontallappen, dem Sitz von Persönlichkeit und sozialem Verhalten; im Parietallappen, zuständig für Sensorik und Motorik und im für das Sehen verantwortlichen Okzipitallappen.

Die Hirnaktivitäten verliefen anders als zum Beispiel bei Empathie-Experimenten. Dankbarkeit ist also eine eigene, einzigartige Emotion.

Wer Monate zuvor einen Dankbarkeits-Brief geschrieben hatte, berichtete noch zwei Wochen nach dem Gönner-Experiment von mehr Dankbarkeit als die anderen und zeigte sogar Monate später im Hirnscanner mehr Dankbarkeits-bezogene Aktivitäten. Betroffen davon war auch jene Region, die für uns abschätzt, welche Auswirkungen unser eigenes Verhalten auf unsere Mitmenschen haben wird.
Dankbarkeit ist ein Muskel. Je mehr sie zum Einsatz kommt, umso stärker bilden sich entsprechende Strukturen im Gehirn. Je mehr wir heute bewusst Dankbarkeit üben, umso stärker werden wir sie in Zukunft spontan wahrnehmen.
Die Forscher betonen, Dankbarkeit ist selbsterhaltend - eine Art heilsam singendes Perpetuum Mobile im Kopf: Je mehr wir uns mit ihr verbinden, umso vertrauter wird uns ihre Melodie, bis das Hirn sie schließlich ganz von selbst singt, was die gesunden Auswirkungen noch vervielfacht. 

Mögen wir den Muskel Dankbarkeit ordentlich trainieren! Raus aus der kleinmütigen Enge! Rein in ein Leben als juwelenartig schimmernder Tautropfen im unendlich großen Spinnennetz!

Eure Beate

Montag, 21. März 2016

Müßiggang ist keine Faulheit

Liebe Yogafreunde!

Weckt der Gedanke an die freien Ostertage in Euch Vorfreude? Oder eine leichte Unruhe, weil vorher noch so viele Dinge erledigt werden müssen? Interessanterweise steigt genau dann der innere Druck, wenn im Außen alle Zeichen etwas Freiraum, auf Erholung und Müßiggang stehen.

Das wunderbar altmodische Wort "Muße" ist in unserem Wortschatz fast vergessen. Dabei ist es sprachhistorisch eng verwandt mit dem Wort "müssen". Nur erinnern wir uns nicht, was "müssen" eigentlich bedeutet: "Zeit, Raum, Gelegenheit haben, um etwas tun zu können". ​
"Muße hat nichts mit Faulheit zu tun", schreibt die Autorin Margit Irgang. "Im Gegenteil ist es der Raum, in dem wir etwas tun können. Diesen Zeit-Raum haben wir uns selbst ,zugemessen', und somit ist Muße das Gegenteil von Stress."


Das Verschwinden der Muße aus unserem Leben sagt mehr über unsere Haltung zum Leben als uns lieb ist. Der Geschmack von Geld, Ruhm, Anerkennung ist ein Hochgenuss. Wir fühlen uns gut, aufgewertet und insgeheim auch ein bisschen besser als die anderen. Wir sind süchtig, wollen immer mehr davon, genug ist es eigentlich nie. Oder wir haben Angst, das Erreichte wieder zu verlieren, und rennen deswegen wie ein Hamster im Rad.

Dabei merken wir nicht, dass wir einen Schatz schon verloren haben: unsere Selbstbestimmtheit. Margit Irgang: "Wir haben äußeren Dingen Macht gegeben, und jetzt diktieren die Gesetze von Geld, Ruhm und Anerkennung unser Leben, das sich immer schneller dreht, bis wir zusammenbrechen."

Welches von den Dingen, die uns heute erstrebenswert erscheinen, sind von Dauer? Das neue Auto ist in ein paar Jahren nur noch ein Haufen Schrott. Aus unserem luxuriösen Haus werden wir wieder ausziehen müssen, weil alles - unser Körper und das Haus - den Weg des Zeitlichen geht.  


Überfluss ist wunderbar! Es ist gut, ein Dach über dem Kopf zu haben, nicht nur wenn es regnet. Und es ist ein Geschenk, dass es uns an nichts mangelt. Aber weder unsere innere Freiheit noch unsere Gesundheit sind dafür ein angemessener Preis.

Ich wünsche Euch Ostertage voller Muße! Umarmt Eure Liebsten und schaut den Krokussen beim Wachsen zu!
Herzlichst, Beate

Montag, 18. Januar 2016

Das Leben ist zu kurz, um keine Pausen zu machen!

Hallo!

Habt Ihr den "Feiertag des Nichtstuns" mit einer Pause zelebriert? ​Oder war der 16. Januar ein ganz normaler vollgepackter und durchorganisierter Wochenend-Samstag? Das macht nichts! Denn es eint uns im Nichtwissen. Diffuse Müdigkeit, Nörgellaune oder leichtes Kopfweh - wir merken zwar, dass wir eine Pause bräuchten. Aber wir haben gar keine Idee mehr davon, wie Nichtstun eigentlich geht. Und eigentlich sind wir dafür doch auch viel zu beschäftigt!

Schon Goethes Faust kannte diese fiebrige Unruhe. Er hatte noch nichts von Zeitmanagement gehört, aber mit Mephisto saß ihm permanent der Vertreter der Vergänglichkeit im Nacken:
"Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
will ich in meinem inneren Selbst genießen,
mit meinem Geist das Höchst`und Tiefste greifen,
ihr Wohl und Weh auf meinem Busen häufen
und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern,
und, wie sie selbst, am End auch ich zerscheitern."

Könnte es sein, dass wir alle einen kleinen Mephisto auf der Schulter haben? Das ständige Machen vermittelt uns ein Gefühl von Lebendigsein. Wir wollen möglichst viel reinpacken in dieses überschaubare Leben. Vielleicht nervt uns jedes Warten im Stau, jedes Dösen auf dem Sofa deswegen, weil es eine "Leerzeit" ist, die uns letztlich ein kleines bisschen an den Tod erinnert.

Leider hat unser Drang, noch mehr zu machen und uns noch mehr zu optimieren einen Haken: Wir machen vieles gleichzeitig und verpassen so den eigentlichen wunderbar-intensiven Augenblick. Das Jetzt erfahren wir nur im Moment, nicht einen Millimeter daneben. Ist das Leben nicht viel zu kurz, um keine Pausen zu machen? Deshalb halten wir es doch lieber wie der Schriftsteller Elias Canetti: "Wenn das Telefon nicht klingelt, dann weiß ich, es ist für mich."

Herzlichst, Beate